Waardenburg-Syndrom und Klein-Waardenburg-Syndrom

Waardenburg-Syndrom und Klein-Waardenburg-Syndrom


Waardenburg-Syndrom: Eine seltene genetische Störung, die Pigmentierung, Hörvermögen und mehr beeinträchtigt


Das Waardenburg-Syndrom (WS) ist eine faszinierende und seltene genetische Störung, die sich auf verschiedene Aspekte des Aussehens und der sensorischen Fähigkeiten eines Menschen auswirkt. WS wurde erstmals in den 1950er Jahren vom niederländischen Augenarzt Petrus Johannes Waardenburg beschrieben und zeichnet sich durch charakteristische Merkmale aus, darunter Pigmentveränderungen, Hörverlust und Gesichtsanomalien.

Was ist das Waaredenburg-Syndrom?


Das Waardenburg-Syndrom (WS) ist eine genetisch heterogene Erkrankung, die durch eine deutliche Verschmelzung von Merkmalen gekennzeichnet ist, darunter Pigmentveränderungen, Hörverlust und Gesichtsanomalien. Die Erkrankung entsteht durch Mutationen in bestimmten Genen, die für die Entwicklung und Funktion von Melanozyten und anderen aus der Neuralleiste stammenden Zellen entscheidend sind.


Das Waardenburg-Syndrom gilt als seltene genetische Störung und seine Prävalenz variiert je nach Bevölkerungsgruppe. Die geschätzte Prävalenz des Waardenburg-Syndroms beträgt etwa 1 von 42.000 bis 1 von 50.000 Personen weltweit. Allerdings kann die Prävalenz in bestimmten Bevölkerungsgruppen oder Regionen höher sein.

Klassifikation des Waardenburg-Syndroms


Das Waredenburg-Syndrom wird in vier Haupttypen eingeteilt, von denen jeder seine eigenen einzigartigen Merkmale und genetischen Grundlagen aufweist. Die vier Haupttypen des Waardenburg-Syndroms werden als Typ 1 (WS1), Typ 2 (WS2), Typ 3 (WS3) und Typ 4 (WS4) bezeichnet.


1. Waardenburg-Syndrom Typ 1 (WS1):
WS1 ist mit Mutationen im PAX3-Gen verbunden, die zu Störungen bei der Migration und Entwicklung von Neuralleistenzellen führen. Das charakteristische Merkmal von WS1 ist die Dystopia canthorum, die durch weit auseinander liegende innere Augenwinkel gekennzeichnet ist. Personen mit WS1 können auch Pigmentveränderungen in Augen, Haaren und Haut, Innenohrschwerhörigkeit und eine Veranlagung für Neuralrohrdefekte aufweisen.


2. Waardenburg-Syndrom Typ 2 (WS2):
WS2 wird hauptsächlich durch Mutationen im MITF-Gen (Microphthalmia-assoziierter Transkriptionsfaktor) verursacht. WS2 fehlt die Dystopia canthorum, was es von WS1 unterscheidet. Stattdessen können Personen mit WS2 ein breiteres Spektrum an Pigmentierungsvariationen aufweisen, einschließlich Heterochromia iridum (Augen unterschiedlicher Farbe) und einer weißen Stirnlocke. Schallempfindungsschwerhörigkeit ist ein weiteres durchgängiges Merkmal im WS2.


3. Waardenburg-Syndrom Typ 3 (WS3) – Klein-Waardenburg-Syndrom:
WS3 zeichnet sich durch eine charakteristische Kombination von Merkmalen aus, darunter Pigmentveränderungen in Augen und Haaren, Innenohrschwerhörigkeit und Anomalien der Gliedmaßen. WS3 ist aufgrund des Vorliegens von Gliedmaßendefekten einzigartig, häufig mit hypoplastischen oder fehlenden Daumen- und Unterarmanomalien.


4. Waardenburg-Syndrom Typ 4 (WS4) – Waardenburg-Shah-Syndrom:
WS4 umfasst Personen mit Merkmalen sowohl des Waardenburg-Syndroms als auch der Hirschsprung-Krankheit, einer Erkrankung, die durch das Fehlen von Ganglienzellen im Dickdarm gekennzeichnet ist. WS4 ist durch Pigmentstörungen, Schallempfindungsschwerhörigkeit, Hirschsprung-Krankheit und gelegentlich andere Anomalien im Zusammenhang mit der Neuralleiste gekennzeichnet.

Ursachen des Waardenburg-Syndroms


Das Waardenburg-Syndrom wird durch Mutationen in Genen verursacht, die die Funktion von Zellen der Neuralleiste während der frühen Embryonalentwicklung beeinflussen. Bei diesen Neuralleistenzellen handelt es sich um wandernde Zellen, aus denen verschiedene Gewebe und Strukturen im Körper entstehen, darunter Augen, Ohren, Haut und Gesichtsknochen.


Die spezifischen Gene, die für die verschiedenen Arten des Waardenburg-Syndroms verantwortlich sind, sind folgende:


Typ 1 (WS1): Mutationen im PAX3-Gen auf Chromosom 2q36.1 werden häufig mit WS1 in Verbindung gebracht.


Typ 2 (WS2): WS2 kann durch Mutationen in Genen wie MITF auf Chromosom 3p14.1-p12.3 verursacht werden.


Typ 2A (WS2A): WS2A ist mit Mutationen im PAX3-Gen verbunden, ähnlich wie WS1.


Typ 2B (WS2B): WS2B wird durch Mutationen im SNAI2 (Slug)-Gen auf Chromosom 8q11.21 verursacht.


Typ 2C (WS2C): WS2C ist mit Mutationen im SOX10-Gen auf Chromosom 22q13.1 verbunden.


Typ 2D (WS2D): WS2D wird durch Mutationen im Endothelin-Rezeptor-Typ-B-Gen (EDNRB) auf Chromosom 13q22 verursacht.


Typ 3 (WS3): WS3 ist hauptsächlich mit Mutationen im PAX3-Gen verbunden, ähnlich wie WS1.


Typ 4 (WS4): WS4 ist genetisch heterogen, wobei einige Fälle auf Mutationen im EDNRB-Gen (Endothelin-Rezeptor Typ B) auf Chromosom 13q22 zurückzuführen sind, während andere auf Mutationen im EDN3-Gen (Endothelin-3) auf Chromosom 20q13.12 zurückzuführen sind .


Typ 4A (WS4A): Verursacht durch Mutationen im EDNRB-Gen auf Chromosom 13q22.


Typ 4B (WS4B): Verursacht durch Mutationen im EDN3-Gen auf Chromosom 20q13.12.


Typ 4C (WS4C): Verursacht durch Mutationen im SOX10-Gen auf Chromosom 22q13.1.


Das Waardenburg-Syndrom wird typischerweise autosomal-dominant vererbt, wobei eine Person nur eine Kopie des mutierten Gens von einem Elternteil erben muss, um das Syndrom auszudrücken. In einigen seltenen Fällen kann es jedoch zu einem autosomal-rezessiven Muster kommen, bei dem eine Person zwei Kopien des mutierten Gens erben muss, eine von jedem Elternteil.

Vererbungsmuster des Waardenburg-Syndroms. WS wird normalerweise autosomal-dominant vererbt. Typ 2D, 3, 4A und 4B können jedoch ein autosomal-rezessives Muster aufweisen.
Vererbungsmuster des Waardenburg-Syndroms. WS wird normalerweise autosomal-dominant vererbt. Typ 2D, 3, 4A und 4B können jedoch ein autosomal-rezessives Muster aufweisen. 

Zusammenfassung der Klassifizierung


WS-Typ 
Gen 
Vererbungsmuster 
Typ 1 (WS1) 
PAX3 (chromosom 2q36.1) 
Autosomal-dominant 
Typ 2A (WS2A) 
PAX3 (chromosom 2q36.1) 
Autosomal-dominant 
Typ 2B (WS2B) 
SNAI2 (SCHELECKE) (chromosom 8q11.21) 
Autosomal-dominant 
Typ 2C (WS2C) 
SOX10
(chromosom 22q13.1) 
Autosomal-dominant 
Typ 2D (WS2D) 
EDNRB (chromosom  13q22)
Autosomal-rezessiv 
Typ 3 (WS3) 
PAX3 (chromosom 2q36.1) 
Autosomal-dominant 
Typ 4A (WS4A) 
EDNRB (chromosom 13q22) 
Autosomal-dominant / rezessiv 
Typ 4B (WS4B) 
EDN3 (chromosom 20q13.12) 
Autosomal-dominant / rezessiv 
Typ 4B (WS4B) 
SOX10 (chromosom 22q13.1) 
Autosomal-rezessiv 

Waardenburg-Syndrom Typ 3 (WS3) 


Das Waardenburg-Syndrom Typ 3, auch Klein-Waardenburg-Syndrom genannt, weist eine einzigartige Kombination klinischer Merkmale auf, die es von anderen Arten des Waardenburg-Syndroms unterscheidet. Während WS3 einige Merkmale mit WS1 und WS2 gemeinsam hat, ist es das Vorhandensein von Gliedmaßenanomalien, die es von anderen unterscheiden. 

Merkmale des Waardenburg-Syndroms Typ 3


1. Pigmentstörungen:
Personen mit WS3 weisen häufig deutliche Pigmentveränderungen auf, die Augen, Haare und Haut betreffen. Augenanomalien können auffallend leuchtend blaue Augen, Heterochromia iridum (Augen unterschiedlicher Farbe) oder eine blassblaue Augenfarbe sein. Darüber hinaus ist eine weiße Stirnlocke oder ein vorzeitiges Ergrauen der Haare ein häufiges Merkmal.


2. Schallempfindungsschwerhörigkeit:
Ein sensorineuraler Hörverlust, der durch Anomalien im Innenohr oder Hörnerv verursacht wird, ist ein charakteristisches Merkmal von WS3. Der Schweregrad der Hörbeeinträchtigung kann variieren und von leicht bis hochgradig reichen.


3. Anomalien der Gliedmaßen:
Das charakteristischste Merkmal von WS3 ist das Vorliegen von Gliedmaßendefekten, die vorwiegend die oberen Extremitäten betreffen. Einzelpersonen können hypoplastische (unterentwickelte) oder fehlende Daumen- und Unterarmanomalien haben. Diese Anomalien der Gliedmaßen sind eine Folge von Störungen in der Entwicklung der von der Neuralleiste abgeleiteten Strukturen.


4. Gesichtsmerkmale:
Ähnlich wie bei anderen Arten des Waardenburg-Syndroms können Personen mit WS3 Gesichtsmerkmale wie einen breiten Nasenrücken und eine Dystopia canthorum aufweisen, eine Erkrankung, bei der die inneren Augenwinkel weit voneinander entfernt sind.


5. Mögliche Neuralrohrdefekte:
In einigen Fällen besteht bei Personen mit WS3 möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Neuralrohrdefekte wie Spina bifida oder andere Anomalien in der Entwicklung des Rückenmarks.

Diagnose des Waardenburg-Syndroms Typ 3


Die Diagnose des Waardenburg-Syndroms Typ 3 erfordert eine umfassende Untersuchung, einschließlich einer klinischen Beurteilung der körperlichen Merkmale und der Familienanamnese. Audiologische Untersuchungen sind von entscheidender Bedeutung, um Schallempfindungsschwerhörigkeit zu erkennen. Gentests bestätigen PAX3-Genmutationen im Zusammenhang mit WS3, stellen eine genaue Diagnose sicher und ermöglichen eine angemessene Behandlung und genetische Beratung. 

Kits für das Waardenburg-Syndrom


Humanes Endothelin-3 / EDN3 ELISA-Kit
ELISA-Typ-Sandwich
Empfindlichkeit 0,938 pg/ml
Bereich 1,563–100 pg/ml 
Humanes MITF-ELISA-Kit
ELISA-Typ-Sandwich
Empfindlichkeit 0,375 ng/ml0,375 ng/ml0,375 ng/ml
Bereich 0,625–40 ng/ml 
Human SNAI2 ELISA KitELISA TypeSandwichSensitivity0.094ng/mlRange0.156-10ng/ml 

25th Sep 2024 Shanza Riaz

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